Im letzten Jahr der DDR trennt eine deutsch-deutsche Sommerliebe zwei unzertrennliche Schwestern, woraus Robert Thalheim ein kraftvolles Melodram strickt. „Never let me down again“ singen die Synthie-Popper Depeche Mode programmatisch. Auch wenn der nostalgische Disco-Sound damit so voll aufdreht wie die Filmmusik – Robert Thalheim hat einen kleinen, persönlichen Film über die deutsche Teilung gedreht. Einen, der schwankt zwischen gefühlstrunkenem Liebesmelo und leicht sperrigem Sozialismus-Schwesterndrama, und trotzdem funktioniert. Die zunächst anheimelnde (N)Ostalgie weicht einer unverklärten Betrachtung deutsch-deutscher Differenzen, die Talheim behutsam und glaubhaft ausbreitet. Die strikt verbotene Annäherung an den westdeutschen Klassenfeind ist es, die zwei unzertrennliche und zunächst noch unbekümmerte Schwestern mit dem paranoiden politischen System ihres Staates kollidieren lässt. Dabei weht auf der Reise der Ruderinnen ins ungarische Ferienlager am Balaton, Europas flächengrößten Binnensee, ein Hauch von Freiheit, die sie, autoritätshörig, erst einmal für sich entdecken müssen. Aus der steifen Begegnung mit einem versnobten Wohlstandswessi-Quartett, die recht schematisch, mit unter holzschnittartig verläuft, entfaltet sich eine ungemein zarte Romanze, die vom Unglück der beiden Liebenden handelt. Der Ostblock ist für sie großes Gefängnis, aber auch Heimat.
Westwind
Publikumspreis Film|Neu Washington, USA (2012)
Der Film erhält das FBW-Prädikat „Besonders wertvoll“
Der Film begeistert. Auch wegen den sensiblen Darsteller, besonders Friederike Becht und Franz Dinda, die im Herzen die Mauer einreißen. kino.de